Nicht nur Menschen verfetten - Die dicken Hunde von Altona
Mit großen Augen schielt Lotta zur Küchentür, wedelt mit dem Schwanz und reckt den Hals. Neugierig beobachtet sie Frauchen Gaby Kühnen (44) am Kühlschrank, hofft auf ein Leckerli. Vergeblich: Die Labrador-Hündin ist zu dick, so wie etwa jeder vierte Hund in Deutschland. Eine Altonaer Tierärztin hilft den fetten Vierbeinern beim Abspecken.
„Früher gab es längst nicht so viele fette Hunde“, erzählt Tierärztin Birgit Rüschoff. „Die Menschen machen oft den Fehler, sich die Liebe ihres Hundes mit Leckerlis zu erkaufen.“ So war es auch bei Familie Kühnen. Immer wieder bekam Lotta Essen direkt vom Tisch, alte Schulbrote oder Schokolade. Zusätzlich gab es das normale Hundefutter. Und ab und zu natürlich auch ein Leckerli. Vor einem Jahr brachte Lotta dann rund 35 Kilo auf die Waage. Normal wären etwa 27 Kilo.
Mit Speckrollen haben große wie kleine Vierbeiner gleichermaßen zu kämpfen: Jack-Russell-Terrier Snorre (12) schleppt fünf Kilo zu viel mit sich herum – obwohl er wie Lotta genügend Auslauf bekommt. Sein kleiner Kopf verschwindet fast auf dem dicken Hals. Trotzdem ist Snorre voller Energie, flitzt durch den Raum, springt an allem hoch. „Snorre darf eigentlich nur sehr wenig essen“, sagt Rüschoff. „Nach der Kastration vor einigen Jahren hat sich der Hormonspiegel verändert. Alles setzt jetzt schneller an.“ Ein großes Problem, denn der wilde Snorre ist ein echter Vielfraß. „Nichts ist vor ihm sicher“, sagt Frauchen Nadja Balzer (38). „Er hat immer Hunger und klaut uns sogar die Brötchen vom Tisch.“
Die beiden sind keine Einzelfälle. Mehr als 20 Prozent der Hunde in Rüschoffs Praxis sind zu speckig. „Das ist schlimm. Und völlig unnötig“, sagt sie. „Die meisten Hunde könnten den ganzen Tag fressen. Hundehalter müssen lernen, das richtige Maß zu finden.“ Hilfreich sei auch, einen Teil des Futters mit gekochtem Gemüse zu ersetzen. Vermischt mit etwas Fleisch merken die Vierbeiner dann gar nichts von ihrem Diätfutter.
Trotzdem fällt es Hundebesitzern wie Familie Kühnen oder Nadja Balzer schwer, dem treuen Hundeblick etwas abzuschlagen. „Manchmal mache ich mir Sorgen um Snorres Gesundheit“, sagt Balzer. „Aber er ist so süß.“ Und so bekommt der kleine Vierbeiner meist, was er will. Essensreste, Nudeln, Wurst. Gaby Kühnen versucht da schon strenger zu sein, hat sogar Spezialfutter gekauft. Ab und zu gibt es eine Karotte oder Magerquark. Sechs Kilo hat die Hündin damit schon abgenommen – zwei mehr, dann hat Lotta sogar fast wieder Normalgewicht.
Wer so treuherzig guckt, wird reichlich mit Leckerlis gefüttert. Aber jetzt ist Labradorhündin Lotta auf Diät. Und dank Magerquark und Gemüse hat sie schon sechs Kilo abgenommen!
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