Kreis Altenkirchen - Sie sind so süß und so hilflos: Im Internet werben unzählige Organisationen mit Bildern armer Straßenhunde aus dem Ausland, die in Deutschland neue Herrchen suchen.
Der Markt boomt, der Deutsche Tierschutzverein geht von rund 25 000 Tieren aus, die jedes Jahr aus dem Ausland in deutsche Körbchen vermittelt werden. Und die Zahlen könnten noch ansteigen, nachdem in Rumänien ein neues Gesetz erlaubt, Straßenhunde in Tierheimen nach nur 14 Tagen zu töten. Wie sieht das im Kreis aus, erwartet man dadurch Probleme? Die RZ sprach mit heimischen Tierschützern. Kerstin Löbnitz vom Tierschutzverein Karibu aus Breitscheidt erwartet keine unmittelbaren Auswirkungen – aber nur, weil die entsprechenden Organisationen ohnehin schon alles nach Deutschland holten, was geht. „Wir bekommen oft Anfragen nach Pflegestellen für Tiere aus dem Ausland, das lehnen wir aber ab", so Löbnitz. Sie sieht den wachsenden Trend, Tiere aus dem Mittelmeerraum oder dem Ostblock nach Deutschland zu importieren, sehr kritisch. „Vor allem Welpen sind der Renner, von denen es dort genug gibt. Dafür läuft die Vermittlung unserer älteren Hunde dann sehr schleppend." Große Tierheime, so berichtet sie weiter, wie etwa in Köln-Delbrück, hätten mittlerweile einen „Ausländeranteil" von über 80 Prozent. Dadurch vermehrten sich hier auch Krankheiten, die in Deutschland sonst nicht vorkommen, wie die Mittelmeerkrankheit. Auch glaubt Löbnitz, dass das Problem nur verlagert wird. Sie ist dafür, in den jeweiligen Ländern aufzuklären und für eine Kastrationspflicht zu werben, statt die Problemfälle in ein Flugzeug nach Deutschland zu verfrachten. Das sehen auch Gisela Krüger-Kuhlmann und Klothilde Schmidt-Mathieu vom Tierschutzverein des Kreises Altenkirchen so. Beide erwarten ebenfalls keinen Boom, haben aber durchaus generelle Bedenken, was Auslandshunde betrifft. Zwar nimmt der Tierschutzverein Altenkirchen auf Anfrage auch Auslandstiere in Pflegestellen auf, allerdings stehen diese dann erst mal nicht für eine Vermittlung zur Verfügung, damit man den Hund kennen- und einschätzen lernen kann. „Das Problem sind die vielen Organisationen, die Tiere aus dem Ausland nach Deutschland vermitteln – und zwar direkt vom Flughafen aus", so Schmidt-Mathieu. Die neuen Halter wüssten oft gar nichts über das Tier, nicht, ob es gesund, aggressiv oder ängstlich ist. Oft genug kämen diese Vierbeiner vom Regen in die Traufe, wenn die neuen Besitzer sie nach kurzer Zeit wieder ins Tierheim oder in eine Pflegestelle geben. Auch beim Kreisveterinäramt sieht man den Import von Auslandshunden kritisch: „Wir haben keine Zahlen, wie viele Hunde es im Jahr sind, da gibt es eine große Grauzone. Es fällt immer dann auf, wenn es Auffälligkeiten gibt", so Pressesprecherin Christina Held. Besonders, weil die Tiere oft krank oder durch das Leben auf der Straße im Haus kaum zu halten seien. Sonja Roos
Steigt die Zahl ausländischer Hunde im Kreis?